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12.06.2024

Wege in die Cloud – Lift & Shift und weitere Migrationsmethoden

Deborah Spanier
Lift & Shift ist oft die erste Assoziation, wenn es um Cloud-Migration geht. Wofür eignet sich diese Methode und was sind Alternativen auf dem Weg in die Cloud?

Für eine Cloud-Migration gibt es diverse Ansätze und Methoden und wie so oft lautet die Antwort auf die Frage “Welcher Weg in die Cloud ist der richtige für mein Unternehmen? – “Es kommt darauf an”. Denn auch wenn Lift & Shift zu den vermeintlich bekanntesten Methoden gehört, so ist sie nicht zwingend die beliebteste: Laut aktuellen Zahlen der Studie “Cloud-Transformation 2024” belegt Lift & Shift nur den dritten Platz – knapp 32 Prozent der befragten Unternehmen bringen ihre Anwendungen auf diese Weise in die Cloud. Woher kommt diese Diskrepanz? Und warum wählen Unternehmen offensichtlich andere Methoden? Um das zu klären, beleuchten wir zunächst einmal, wie Lift & Shift überhaupt funktioniert.

Lift & Shift ermöglicht schnelle Cloud-Migration

Lift & Shift – auch Rehosting genannt – setzt grundsätzlich auf das Cloud-Servicemodell Infrastructure as a Service (IaaS) auf. Unternehmen mieten Ressourcen wie Server, Rechenleistung, Speicherplatz und Netzwerkgeräte nach Bedarf bei einem Cloud-Anbieter. Für die Migration werden dann die Daten und Anwendungen einfach aus der unternehmenseigenen IT-Infrastruktur „herausgehoben“ und beim Cloud Provider eingefügt.
Das bedeutet, dass Unternehmensanwendungen und Daten mit minimalen Veränderungen, ohne Anpassungen oder Redesign, in eine Cloud-basierte Umgebung verfrachtet werden. Am Programmcode oder der Anwendung selbst werden keine Änderungen vorgenommen. Dadurch ermöglicht Lift & Shift einen schnellen Umzug von Daten und Anwendungen in die Cloud.

Vorteile von Cloud Computing vs. Eigenbetrieb

  • Flexible Infrastruktur
  • Skalierbarkeit nach Bedarf
  • Kein eigener Kosten- und Personalaufwand für Betrieb und Wartung

Lift & Shift ist nicht Cut & Paste

Dennoch darf man sich Lift & Shift nicht wie ein simples Cut & Paste vorstellen. Denn es erfordert auch ein hohes Maß an strategischer Weitsicht, Planung und Dokumentation. Nur so können Unternehmen sicherstellen, dass Daten und Anwendungen in der neuen Cloud-Umgebung richtig abgeglichen werden und reibungslos laufen. Zudem benötigen die Anwendungen auch in der Cloud die passenden Ressourcen, um einwandfrei in der Produktion zu funktionieren.

Für wen eignet sich Lift & Shift?

Nicht jede Methode der Cloud-Migration ist für jedes Unternehmen geeignet. Lift & Shift eignet sich in der Regel für standardisierte Anwendungen, die unverändert, schnell und kostengünstig auf eine elastisch skalierbare Architektur umziehen sollen. Das macht Lift & Shift attraktiv für unvorhergesehene Ereignisse: Während der Coronapandemie erhielt diese Migrationsmethode viel Aufmerksamkeit, da Unternehmen, die zu dem Zeitpunkt noch nicht in der Cloud waren, mithilfe von Lift & Shift vergleichsweise schnell handeln und ihre Anwendungen kurzerhand in die Cloud umziehen konnten.

Unternehmen sind also dank Lift & Shift in der Lage, ihre Anwendungen mit minimalem Arbeitsaufwand schnell in die Cloud zu verschieben und durch weitere Services wie VPN zum Beispiel ihren Mitarbeitenden das mobile Arbeiten von überall zu ermöglichen. Cloud Provider wie plusserver bieten hierzu spezielle Migrationspakete an. Damit reduzieren sich Komplexität, interner Personalaufwand und Risiko für eine Cloud-Migration.

Lift & Shift kaum geeignet für komplexe Anwendungen

Die Komplexität einer Anwendung bestimmt, ob sie sich für ein einfaches Herausheben und Einfügen in die Cloud eignet. Lift & Shift ist daher nicht die Methode erster Wahl für komplexe Spezial- oder Legacy-Anwendungen. Denn für eine Cloud-Migration solcher Applikationen sind meist erhebliche Anpassungen erforderlich.

Oftmals ist sogar ein komplettes Redesign nötig. Andernfalls können Unternehmen die Vorteile von Cloud Computing, wie Flexibilität, elastische Skalierbarkeit und Kosteneffizienz, nicht voll nutzen. Ein solches Redesign kann prinzipiell zwar auch nach dem Lift & Shift durchgeführt werden, es muss aber unbedingt vor dem eigentlichen Rollout der Software erfolgen, um Latenzen und Performance-Verluste zu vermeiden. Oft ist es sogar nötig, die Anwendung erst Cloud-fähig zu machen, um die Skalierbarkeit der Cloud nutzen zu können.

Diese Kehrseite der Lift-and-Shift-Methode könnte auch ein Grund dafür sein, dass sie in letzter Zeit nicht mehr so häufig gewählt wird. Während der Coronapandemie ging es in erster Linie darum, so schnell wie möglich in die Cloud zu migrieren, um weiter handlungsfähig zu bleiben. Nun haben Unternehmen wieder vermeintlich mehr Zeit, ihre Systeme zu analysieren und genau zu überprüfen, welche Workloads sie ohne weiteres in die Cloud verlagern können und welche im Vorhinein Anpassungen erfordern – oder vielleicht sogar weiterhin on-premises betrieben werden sollten.

Weitere Methoden für die Cloud-Migration im Überblick

Welche Migrationsmethoden stehen zur Auswahl, wenn Lift & Shift aus den oben genannten Gründen nicht infrage kommt?

Lift, Tinker & Shift

Lift, Tinker & Shift ist eine Erweiterung der klassischen Lift-and-Shift-Methode. Dabei werden nicht alle Server samt Anwendungen in der Cloud gespiegelt, sondern einzelne Anwendungen als Platform as a Service (PaaS) in die Cloud migriert. Man spricht daher auch von auch Replatforming. Diese Services sind flexibler in der Skalierung, oft günstiger und die Serveradministration entfällt für diese Anwendungen komplett, da der Cloud Provider dies übernimmt.

Lift & Extend

Auch bei Lift & Extend kommt das Cloud-Servicemodell PaaS zum Einsatz. Unternehmen verwenden dabei die Entwicklungs- und Bereitstellungsplattform eines Cloud Providers für die Programmierung ihrer Anwendungen. Das hat den Vorteil, dass die Software an die spezifischen Anforderungen der Cloud angepasst werden kann. Bei Bedarf können Firmen auch ganze Microservice-Architekturen auf PaaS entwickeln und betreiben. Mit Lift & Extend ergänzen sie also die Plattform um weitere Services. Aktuell wird diese Methode laut der Studie “Cloud Transformation 2024” allerdings noch seltener eingesetzt als Lift & Shift – knapp 28 Prozent der Befragten gaben dies als die von ihnen gewählte Methode an.
Quelle: Cloud-Transformation 2024, COMPUTERWOCHE Research Services in Zusammenarbeit mit plusserver

Hybrid Extension

Hybrid Extension bedeutet eine teilweise Erweiterung der Anwendung in die Cloud. Das heißt: Anwendungen werden physisch nicht vollständig in die Cloud migriert. Stattdessen werden sie in der Cloud in Teilen um Cloud-spezifische Funktionen erweitert. Der Großteil der Funktionen bleibt jedoch on-premises oder in einer Private Cloud. So entsteht eine hybride Anwendungsumgebung (also eine Hybrid Cloud), in der Unternehmen zusätzliche Computing- und Storage-Kapazität nutzen können. Sie müssen dazu jedoch nicht ihre Netzwerk- oder Sicherheitskonfigurationen ändern. Und sensible Unternehmensanwendungen werden weiterhin on-premises betrieben. Bei dieser Methode gilt es jedoch, Latenzzeiten zu beachten. Bei Anwendungen, die teilweise in der Cloud ausgeführt werden, können hohe Latenzzeiten die Gesamtleistung der Anwendung beeinträchtigen, da Datenübertragungen und Kommunikation zwischen Cloud und On-Premises-Umgebung verlangsamt werden. Hier sollten Unternehmen optimierte Netzwerkkonfigurationen einsetzen, um Latenzzeiten zu reduzieren und die Leistung der Anwendungen in der hybriden Umgebung zu verbessern. Mit fast 54 Prozent ist Hybrid Extension laut der COMPUTERWOCHE-Studie zurzeit die am häufigsten gewählte Vorgehensweise bei der Migration in die Cloud.

Full Rebuild

Bei Full Rebuild werden Anwendungen komplett neu und Cloud-nativ programmiert – daher wird hier auch von Rewriting oder Refactoring gesprochen. Durch diesen Ansatz können Unternehmen sämtliche Vorteile des Cloud Computings vollumfänglich ausschöpfen. Das ist zwar mit hohen Anfangsinvestitionen und einem entsprechenden Zeitaufwand verbunden. Letztlich erhalten Unternehmen aber agile, Cloud-optimierte und skalierbare Anwendungen, die langfristig gesehen kosteneffizient und flexibel in der Cloud laufen. Full Rebuild wird immerhin von rund 36 Prozent der befragten Unternehmen auf dem Weg in die Cloud angewendet (Cloud-Transformation 2024, COMPUTERWOCHE Research Services in Zusammenarbeit mit plusserver).

Mehr Zahlen und Fakten rund um Cloud-Migration & -Transformation

Cloud ist nicht gleich Cloud. Die Unternehmen favorisieren unterschiedliche IT-Betriebsmodelle – bei der Cloud-Nutzung ist ihnen Strategieoffenheit wichtig. Lesen Sie in der aktuellen Studie von COMPUTERWOCHE Research Services, welche Mehrwerte die Befragten sich erhofft und welche Erfahrungen sie gemacht haben und nutzen Sie die Erkenntnisse für Ihre eigene Transformation.

Über den Autor

Deborah Spanier ist seit Juni 2021 Content & Product Marketing Manager bei plusserver. Sie verantwortet die Positionierung und Marketinginhalte rund um die Produkte plusKI, pluscloud open und pluscloud VMware. Daneben betreut sie das Referenzkundenprogramm.

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