Ein Kommentar von Alexander Wallner, ehemaliger CEO der plusserver-Gruppe, zur nachhaltigen Cloud-Strategie für den deutschen Mittelstand.
Legacy-Systeme sollen in die Cloud: Die Studie „Datenhoheit in der Cloud“ von IDC zeigt aus meiner Sicht einen lebendigen Einblick in die IT-Strategie der Entscheider:innen in Deutschland, ihre Ziele, Sorgen, Motivationen und bisherigen Fortschritte. Deutschland hat sich digital viel vorgenommen, es gibt hier keinen Königsweg, der für alle Branchen funktioniert.
Wir haben in Deutschland meiner Meinung nach die besondere Situation, dass wir auf der einen Seite viele Marktführer, innovative Ideen und auch ein sehr gutes Verständnis davon haben, an welchen Stellen wir uns modernisieren müssen. Auf der anderen Seite haben wir – möglicherweise gerade wegen unserer langen Industrietradition – immer noch sehr viel Legacy-IT im Einsatz. Das bedeutet, wir müssen in den kommenden Jahren unzählige, über Jahrzehnte gewachsene Systeme modernisieren, die für ihre jeweiligen Unternehmen absolut überlebenswichtig sind.
Wir sehen in den Studienergebnissen, dass sehr viele Unternehmen bereits selbst von sich sagen, dass ihre IT-Systeme hoffnungslos veraltet sind. Dieser Modernisierungsbedarf ist deutlich und sehr akut. Viele Unternehmen müssen sehr große Schritte machen, ohne sich dabei einen Fehltritt erlauben zu können.
IT-Modernisierung funktioniert nur über die Cloud
Auf der Seite der IT-Strategie der Infrastruktur ist die Cloud eindeutig der Weg der Zukunft: 61 Prozent der Unternehmen wollen auf Sicht noch stärker auf die Cloud setzen. Die Studie zeigt für mich deutlich, wie groß einerseits der Modernisierungsbedarf ist und dass es zugleich ein starkes Bewusstsein für Herausforderungen und mögliche Strategiefehler gibt. Die deutschen Unternehmen verfolgen in der Mehrheit einen schlüssigen Plan, ihre Altsysteme zu modernisieren, die IT-Landschaft zu harmonisieren und dann digitale Innovationen in der Cloud voranzutreiben.
Bei dieser IT-Modernisierung gibt es aus meiner Sicht drei wesentliche, oft unterschätzte Grundsätze für Verantwortliche in der Transformation, die sich in den Aussagen der Studie wiederfinden:
- Autonomie und Handlungsfähigkeit in der Cloud sicherstellen
Ich spreche hierbei nicht vom Datenschutz und von der DSGVO, sondern davon, digitalen Handlungsspielraum für die Zukunft zu erhalten und Kontrollverlust zu vermeiden: Wo liegen meine Daten, in welcher Form werden sie gespeichert, werden dabei womöglich Einflussbereich von Drittstaaten berührt, die Zugriff darauf erhalten? IDC schreibt:
„Die Datenhoheit ist zweifellos nach wie vor ein unterschätzter Aspekt, denn die vollständige Verfügungsgewalt über die Daten ist ein Grundparadigma der Informationstechnologie.“
Ich stimme der Aussage zu, abseits der Unternehmen, die schon auf Grund von Branchenregulierung auf Transparenz und Compliance achten müssen, sind diese Aspekte bisher häufig noch unterschätzt. Denn wie soll ich die Datenverarbeitungsaufträge meiner Kunden und meine Compliance-Vorgaben einhalten, wenn ich keine Transparenz über die Infrastruktur meines Anbieters habe? - Halten Sie Ihre Daten mobil
Gleichzeitig geht es bei der Cloud-Migration geschäftskritischer Systeme auch darum, was ich selbst als Unternehmen mit meinen eigenen Daten noch anfangen kann, wenn ich sie bei einem Cloud-Provider „abgebe“ und später wieder dort herausholen möchte. Mich überrascht es nicht, dass ein großer Teil der Befragten sich deshalb vor dem so genannten Vendor Lock-in sorgt. Oder wie IDC selbst sagt:
„Daten und Workloads souverän in die Cloud und aus der Cloud heraus zu bewegen, bleibt eine Grundsatzfrage in der Entscheidung für Cloud Computing und ist gleichzeitig ganz zentral für Datenhoheit.“
Beim Begriff Vendor Lock-in denken viele Entscheider:innen meiner Erfahrung nach oft als erstes an das (ebenfalls reale) Risiko steigender Preise eines essenziellen Anbieters oder an die Ausfallrisiken bei einem Single-Vendor-Modell für IT-Infrastruktur. Viel wichtiger finde ich hier jedoch den Aspekt der „unfreiwilligen Kundenbindung“: Wenn die Datenstrukturen und Services eines Cloud-Anbieters ausschließlich auf dessen eigenen Standards basieren, kann ich mit meinen Daten nur mit extremem Aufwand zu einem anderen Anbieter wechseln oder diese Daten in Multi-Cloud-Szenarien nutzen. Genau hier zeigt sich echte Datenhoheit.
Nur mit echter Datenhoheit bin ich vor einem solchen Vendor Lock-in sicher. Unsere eigene große Stärke im Kontext der Multi-Cloud ist genau diese Souveränität der Daten. Beispielsweise setzt unsere pluscloud open ausschließlich auf Open-Source-Lösungen sowie Standorte in Deutschland und wir berechnen Kunden nicht einmal den Traffic, um ihre Daten wieder heraus zu migrieren. - Holen Sie sich Unterstützung bei der Modernisierung und Implementierung
Wir sehen im Alltag und auch in der Studie, dass viele Unternehmen gleich mehrere Herausforderungen gleichzeitig zu lösen versuchen: Organisch gewachsene Altsysteme, die einerseits dringend modernisiert werden müssen und zudem einen Neustart in der Cloud erhalten sollen. Das ist einerseits wichtig, denn wenn ich ein älteres System in die Cloud hebe, habe ich einfach ein älteres System in der Cloud und damit ein neues Legacy-Problem für die Zukunft geschaffen. Der typische Cloud-Anbieter kann fachlich jedoch nicht bei der Transformation eines alternden CRMs unterstützen. Hier ist ein Anbieter mit eigenem Expertenwissen und Consulting für die klassischen Workloads deutscher Unternehmen und die Transformation von Prozessen einen ganzen Schritt voraus. Wir sind deshalb stolz darauf, mit unserem eigenen Know-how und unserem Partner-Ökosystem Unternehmen auf ihrem Weg unterstützen zu können, aus Legacy-Systemen heraus in die Cloud zu kommen.
- Autonomie und Handlungsfähigkeit in der Cloud sicherstellen
„Der Kunde kann Souveränität bekommen, ohne Abstriche bei den Cloud-Grundbedürfnissen zu machen.“
Dies sind meine Schlussfolgerungen aus der vorliegenden Studie und meine daraus folgenden Tipps für eine IT-Strategie, die nachhaltige Digitalisierung ohne negative Folgen für die zukünftige Handlungsfähigkeit ermöglicht:
- Wer jetzt seine Daten und Workloads noch nicht vollständig klassifiziert hat – das haben bisher nur 48 Prozent der Unternehmen – sollte dies als ersten Schritt dringend nachholen.
- DSGVO-Konformität ist nicht gut genug, wenn wir über Souveränität sprechen.
- Richten Sie die IT-Strategie und die passenden Cloud-Lösungen für Ihre Workloads nach deren jeweiliger Kritikalität aus.
- Wenn Sie in Ihrem Bestand sensible Daten haben, die souverän liegen müssen, dann gehen Sie damit zu einem Provider, der Autonomie auf allen Ebenen garantieren kann.
- Haben Sie bei der IT-Strategie nicht nur den Weg in die Cloud im Blick, sondern auch Interoperabilität und den Weg wieder dort heraus.
Wenn wir diese Grundsätze beherzigen, dann schafft die deutsche Industrie den Spagat der Modernisierung, ohne sich in neue Abhängigkeiten zu begeben und Kompromisse bei der Zukunftsfähigkeit ihrer IT-Strategie machen zu müssen. Unsere Kunden vertrauen darauf, dass modernes Cloud Computing und Rechtssicherheit für ihre Daten Hand in Hand gehen. Denn nur sie sollen darüber entscheiden, welche Daten wie lange in unseren Rechenzentren verbleiben.
Ihr Alexander Wallner
IDC Whitepaper „Datenhoheit in der Cloud“, Januar 2023
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